Haben alle Kinder ein Bauchtier?

Alle Kinder haben eine Aufmerksamkeits - und Konzentrationsstörung!?
Nein, natürlich nicht alle Kinder. Inzwischen ist belegt, dass ca. 70% der Gene AD(H)S beeinflussen. Daher ist es von zentraler Bedeutung, auch die Familiengeschichte unter die Lupe zunehmen. Oft ist zumindest ein Elternteil wissentlich oder unwissentlich von der AD(H)S Symptomatik betroffen.
Man geht davon aus, dass in einer Schulklasse ungefähr ein bis zwei Kinder mit einem Bauchtier sitzen. Sie haben im Vergleich zu ihren FreundInnen und KlassenkameradInnen Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Hierzu lässt sich schon einmal vorab sagen, dass Kinder in den ersten beiden Grundschulklassen eine altersabhängige Aufmerksamkeitsspanne von etwa einer viertel Stunde haben. Danach lässt bei allen Kindern, ob Bauchtier oder nicht, die Konzentration nach. Gut zu wissen, oder?
Kinder mit einer nachgewiesenen Aufmerksamkeits - und Konzentrationsstörung sind zappeliger und unaufmerksamer. Sie machen ständig Geräusche und sind unfassbar schnell ablenkbar. Meistens auch unbeliebt. Weil sie stören und Quatsch machen. Ärgern und doofe Sachen sagen. Sie stehen im Unterricht auf, setzen sich unter den Tisch, kritzeln im Heft oder träumen vor sich hin. Sie sind Impulsgesteuert.
Bestritten und nicht eindeutig belegt, ist der Verzicht auf phosphathaltige Lebensmittel. Davon war Herta Hafer, selbst betroffene Mutter eines Kindes mit einer Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörung, überzeugt und vertrat die Meinung, dass dies die Ursache für unaufmerksame und zappelige Kinder sei. Ob und in wie weit der Stoffwechsel und die Ernährung eine Rolle spielen, ist und bleibt wagemutig. Unbestritten ist jedoch die Erfindung einer sehr bekannten Zahnpasta von Herta Hafer.

Kinder die wahrnehmungsstark sind, sind laut und impulsiv. Aber alle Kinder spielen doch laut, könnte man meinen. Dann haben also doch alle Kinder die laut und aktiv sind, ein Bauchtier? Nein nicht alle. Mädchen sind weniger davon betroffen. Meistens trifft es Jungen, deren Informationsverarbeitung im Gehirn eingeschränkter arbeitet. Mädchen weisen eher verträumte Symptome auf, sind weniger hyperaktiv.
Es ist gar nicht so einfach, festzustellen, ob ein Kind ein Bauchtier [adhs] hat. Meistens zeigt sich das Bauchtier mit Eintritt der Grundschule. Die einstigen Freiräume, die Entscheidung heute dies und morgen jenes zu machen werden kleiner und reglementiert. Konnten sich Kinder zu beinahe jeder Zeit im Kindergarten bewegen, müssen sie es schaffen 45 Minuten hoch konzentriert zu arbeiten und still zu sitzen. Der Druck dieser Kinder steigt, ebenso wie die Anforderungen an sie. Sie müssen Höchstleistungen bringen und schaffen es dann kaum noch sozial und adäquat auf ihre Mitmenschen zu reagieren.
Die Anforderungen an Kinder scheinen also auch einen wichtigen Einfluss auf die Entstehung von AD(H)S zu haben. Die Lebensbedingungen für Kinder heutzutage haben sich stark verändert. Der Lebensraum wird kleiner, enger und der natürliche Bewegungsdrang von Kindern unterdrückt. Sie finden weniger Nischen und Raum um sich zu entfalten, auszuprobieren und von Erwachsen unbeobachtet zu spielen. Die Verführung von Medien ist enorm und nimmt einen großen Stellenwert ein, nicht zu letzt durch alle Möglichkeiten die Kinder an Medien inzwischen Zuhause finden.
Falls du dich jetzt fragst, ob dein Kind betroffen ist, gibt es gute Kinderarztpraxen, Psychiater für Kinder und Jugendliche, PädagogInnen, ErzieherInnen und Beratungsstellen, die Eltern helfen und unterstützen. Allerdings sollten wir genau hinschauen, denn Kinder die "nicht hören", können auch manchmal von einer physiologischen Problematik betroffen sein, dann kann ein Besuch bei einem Pädaudiologen- ein Facharzt für kindliche Stimm- und Sprachstörungen- Abhilfe schaffen. Oder zunächst ein offenes Gespräch im Kindergarten oder in der Schule. Zu schnell urteilen, ist nicht gut und wirbelt unnötige Sorgen für die eh schon feinfühligen Kinder auf.
Meistens ist es eine Person außerhalb des Familiensystems, die auf Schwierigkeiten aufmerksam macht. Im ersten Moment, kann das sehr schmerzhaft und unangenehm für die Familie sein, denn bisher funktionierte das Familienleben ja irgendwie. Die Familie hat sich mit den Herausforderungen arrangiert und ihren Alltag entsprechend eingerichtet. Es war am Anfang nicht einfach für uns, jedoch gewöhnten wir uns, Menschenansammlungen und Familientreffen, zu vermeiden oder aus dem Weg zu gehen. Doch öffnet man diese Tür, kann es eine wunderbare Chance sein. Vor allem für die Kinder, die tatsächlich mit einem Bauchtier leben müssen. Es lohnt sich- ich weiß wovon ich spreche.

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