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  • AutorenbildMaria

Welchen Einfluss hat eigentlich Corona auf uns?



Über die besonderen Herausforderungen dieser Pandemie, für uns als Familie und wie sie die Lebensqualität beeinflusst.


"Mama, Corona ist auch für mich schwer. Auch für die Erwachsenen, aber auch für uns (Kinder). Denn Corona ist ja überall. Ich vermisse zum Beispiel meine Freunde und den Schlagzeug Unterricht ," sagt unser bald neun Jahre altes Kind. Ich schaue dieses kluge Menschenkindlein demütig an und mir tut mein Krakeelen heute, gestern und all die vielen Tage in der letzten Zeit, Leid. "Ich möchte mich bei dir entschuldigen," sage ich meinem großen wilden Kerl und denke auch an das Bauchtier, dass es in den letzten Tagen sehr schwer hatte. Es war präsenter als sonst, vielleicht weil wir mehr Zeit miteinander verbringen. Das Bauchtier ist gereizter und provoziert wieder mehr: Es ist negativ, feindselig gegenüber uns und sehr reizbar. Das typische oppositionelle Verhalten eines Kindes mit einer Aufmerksamkeit- und Konzentrationsstörung.

Während ich so auf dem Bett im Zimmer meines Kindes sitze, zwischen Lego Star Wars Männchen, Papierschnipseln und aufgeschlagenen Comicheften und Büchern, gehe ich gedanklich die letzten Tage und Minuten durch. Auch wir waren gereizt, negativ und feindselig gegenüber dem Bauchtier. Manchmal war es sogar sehr schwer zu ertragen, die soziale Stille und das Laute des ADHS um uns herum. Es gab viele Momente, da fiel mir mein diplomatisches Talent hinten rüber, eine Erziehung auf Augenhöhe war nicht mehr möglich und ich wollte auch nicht nett sein, weil ich es nicht konnte. Mir fehlte die Bestätigung von außen und die innerliche Überzeugung, diese Krise zu überstehen und gemeinsam als Familie weiterhin gut zu funktionieren.


Gleichwohl sich unser Alltag nur um einige Termine und Verpflichtungen verändert hat. Wir gehen weiterhin arbeiten, ich kann an zwei Tagen in der Woche von Zuhause aus arbeiten und die Kinder werden im Kindergarten und in der Schule betreut. Beinahe ein normaler Alltag. Jedoch hat sich der Alltag für unser Kind, der einen strukturierten und vorhersehbaren Tagesablauf dringend benötigt, sehr wohl verändert. Die wenigen Freundschaften, seine Peergruppe, die ihn lernt Konflikte kameradschaftlich zu lösen, miteinander zu lachen und Geheimnisse zu teilen, fehlen ihm.

Das Klassenparlament, indem der Schultrubel besprochen und gemeinsam Lösungen gefunden werden- alles entfällt und manchmal haben wir den Eindruck, dass die Weiterentwicklung unseres Kindes diesbezüglich stagniert. Jetzt sind wir wieder die Konfliktlöser, Lego- Spielpartner (und das aus Sicht eines Erwachsenen, nicht immer gut). So versuchen wir an den wenigen Tagen, an denen wir Zuhause unterrichten, Lösungen für Matheaufgaben zu finden und die nötige Struktur zu geben. Dazu gehört auch das Jammern und Vermeiden auszuhalten: "Noch mehr Mathe, Mama? Ich habe doch jetzt genug gemacht."


Es ist für uns immer eine Herausforderung zwischen liebevoller Konsequenz und der Berücksichtigung dessen, das unser Kind nichts dafür kann. Es ist und bleibt eine neurologische Störung, die sich nicht heilen oder beheben lässt. Manchmal ist es wie ein Mantra, welches wir uns gegenseitig sagen oder jeder für sich im Stillen:" Niemals macht unser Kind das absichtlich. Es kann nicht anders." Es hilft und rückt wieder gerade, was aus den Fugen geraten ist. Es hilft uns Eltern wieder eine Haltung auf Augenhöhe einzunehmen und dem Lauten und Leisen Familienleben positiv zu begegnen.

Wenn die wenigen persönlichen Kontakte und die vielen kleinen Freiheiten jedes Einzelnen für uns rar bleiben, durch die gegenwärtige Situation, dann ist und bleibt es schwer positive und friedvolle Familienmomente zu erleben. Es ist und bleibt wie es ist, es ist wichtig genau das anzunehmen und füreinander da zu sein. Es darf aber auch einfach alles mal furchtbar unfair und richtig scheiße sein.

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